Du möchtest bei einem bestehenden Schnittmuster einen tiefen Rückenausschnitt konstruieren? Kein Problem, hier erfährst du für verschiedene Ausschnittvarianten Tipps und Infos zur Konstruktion, wann was Sinn macht und wie du den Ausschnitt anschliessend verarbeitest.

Als erstes wird abgemessen wie tief du einen Ausschnitt möchtest. Hol dir dazu Hilfe von jemandem oder nutz eine Schneiderpuppe die auch von der Länge her zu deinem Körper passt. Miss von der Schultermitte zu deiner Wunschlänge. Am Besten geht das, wenn du ein Shirt anziehst bei dem du die Schulternaht siehst.

Wie tief dein Ausschnitt werden soll, ist dir überlassen. Bei eher lockeren Schnitten ist ein zu tiefer Ausschnitt nicht zu empfehlen. Ebenfalls ist zu beachten, wie tief der Ausschnitt vorne ist. Du solltest nur vorne ODER hinten einen tiefen Ausschnitt haben, ansonsten rutscht dir dein Kleid oder Shirt schnell von der Schulter runter.

Übertrage deine Wunschlänge auf dein Schnittmuster:

Miss dazu von der Schulter her deine Wunschlänge zur hinteren Mitte ab. In meinem Beispiel hier siehst du mehrere Linien eingezeichnet. Wenn du einen BH unter deinem Shirt/Kleid tragen möchtest, beachte dies schon beim Abmessen. Falls du an der Schneiderpuppe abmisst und nicht sicher bist von der Länge, nimm eine waagerechte Linie 1 cm unterhalb des Armloches als Referrenzwert. Damit sollte bei den meisten Schnitten und Figuren der BH verdeckt bleiben.

Dein Ausschnitt muss natürlich keine V – Form haben, du kannst auch einen abgerundeten Ausschnitt zeichnen.

Am Einfachsten geht das mit einem Kurvenlineal. Wenn du keines zur Hand hast, kannst du auch viele runde Gegenstände wie ein Glas o.ä. nutzen. Verbinde den Endpunkt deines Ausschnittes mit der inneren Ecke deiner Schulter. Schneide das Schnittmuster entlang deines neuen Ausschnittes ab.

Je nach Ausschnitt den du für dein Projekt gewählt hast, kannst du nun ein einfaches Bündchen annähen und dein Nähteil wie gewohnt fertig nähen entsprechend der Anleitung.

Bei einem V-Ausschnitt und besonders bei ganz tiefen Ausschnitten ist es sinnvoll, mit einem Beleg zu arbeiten, selbst wenn dies nicht der Anleitung entspricht.

Dazu schneidest du dein Vorder- und Rückenteil zu. Nun kannst du entweder den Ausschnitt abkopieren und 3 – 4 cm versetzt eine zweite Linie ziehen für deinen Beleg oder direkt zuschneiden.

Für den Beleg kannst du gut ein Reststück nehmen. Lege den Schnitt erneut auf und schneide entlang des Ausschnittes und der Schulternaht zu.

Markiere dir den Endpunkt vom Schnittmuster, dieser ist besonders bei tiefen Ausschnitten ein gutes Stück tiefer als die Schnittkante.

Löse nun vorsichtig das Schnittmuster vom Stoff.

Schneide 4 – 5 cm breit deinen Beleg zu, gemessen von der Schnittkante des Ausschnittes her. Schneide auch am unteren Ende die Spitze auf diese Länge zu, gemessen von deiner Endpunktmarkierung die du im letzten Schritt gemacht hast.

Bevor du nun nähst, ist es empfehlenswert deinen Ausschnitt mit einem Formband zu verstärken, bügle dies entlang der Kante auf.

Je nach Schnittmuster kannst du nun zuerst die Schulternähte von Nähstück und Beleg zusammennähen. In unserem Beispiel hier beim V-Dress ist dies nicht nötig, da das Vorderteil doppelt liegt und die Schulternähte zwischen die Stofflagen gefasst werden.

Bei Webware Stoffen versäuberst du zuerst die äußere Kante des Belegs mit einem Overlockstich.

Stecke den Beleg entlang des Ausschnittes rechte auf rechte Seite auf dein Nähstück. Vergewissere dich, dass die Markierung immer noch gut sichtbar ist.

Nähe exakt auf den Eckpunkt hin mit einem Geradstich. Schneide nun vorsichtig mit einer guten Schere bis 1mm vor den Endpunkt ein.

Bügle den Beleg zum Ausschnitt hin. Achte dabei darauf, dass die Nahtzugabe ebenfalls in Richtung Ausschnitt zeigt und somit unter dem Beleg liegt.

Jetzt nähst du schmalkantig im Beleg eine feine Sicherungsnaht. Diese fixiert den Beleg auf der Nahtzugabe und führt nach dem Wenden zu einem saubereren Ergebnis als ohne Naht. Nähe bis knapp vor den Endpunkt.

Ziehe den Beleg auf die linke Stoffseite und bügle ihn flach. Vernähe anschliessend die Fäden. Du siehst hier bereits, dass die Kante viel sauberer und einfacher umzubügeln ist als ohne zusätzliche Naht.

Fixiere die Enden des Belegs mit Stecknadeln. Wende nun dein Nähteil auf die rechte Stoffseite.

Markiere dir die hintere Mitte. Ich nutze dazu gerne Stecknadeln, du kannst dies auch gut mit einer Schneiderkreide oder einem Heftgarn machen.

Steppe von vorne den Beleg fest. Ich empfehle dir, eine Naht etwas weiter vom Ausschnitt entfernt zu setzen. Zusätzlich kannst du schmalkantig eine zweite Absteppnaht anbringen. Achte darauf, die Spitze bis zur markierten Mitte gerade weiter zu ziehen, diese Spitze ist oft weiter unten als erwartet. Alternativ kannst du wie beim Zuschnitt bereits die Spitze unten abflachen und eine kurze Quernaht setzen. Bei Webware ist die Breite schon vorgegeben, dies kann auch 3 – 5 cm breit sein.

Wenn du mit Jersey oder anderen nicht fransenden Stoffen gearbeitet hast, wird zuletzt noch die überstehende Nahtzugabe des Belegs zurückgeschnitten bis knapp vor die äußere Steppnaht.

 

Dein Rückenausschnitt ist nun fertig!